Malmoe enthält in der nächsten Nummer einen zweiseitigen Schwerpunkt zum Thema „Zukunft Freier Radios in Österreich“. Nachfolgend meine Antworten.
Zur aktuellen Rolle Freier Radios / Zur Zukunft Freier Radios: Welche Rolle spielen Freie Radios heute in einem Medienumfeld, das mit Social Media, DIY-Medien im Internet Partizipationsmöglichkeiten, die zu schaffen Freie Radios angetreten sind, weiter entwickelt haben?
Community Medien haben DIY und Public Access erfunden. Lange vor dem Netz. Ich finde es erfrischend, wenn inzwischen Formen von Selbstermächtigung allgemein Akzeptanz finden. Genauso entwickeln sich die Radios weiter, Radio ist ein möglicher Kanal des Vertriebs der Inhalte neben anderen. Und es ist wichtig, diese Palette an Möglichkeiten auch energisch zu bespielen.
Heute ist Radio noch das „Alltagsmedium Nummer 1“. Morgen nicht mehr. Die Radiofabrik hat ihr Selbstverständnis dahingehend geändert, „90% Community“ zu sein. Was die Wahl des Mediums zukünftig zu einer sekundären Frage relativiert. Primär betreiben wir „Community Building“, Ausbildung und Journalismus für die Zivilgesellschaft. Also Offline-Qualitäten über physische Kommunikation, die unersetzlich und die in jeder zukünftigen medialen „Applikation“ anwendbar sind.
In diesem Können sehe ich uns auch langfristig konkurrenzlos.
Zum Selbstverständnis freier Radios / Zur Organisation Freier Radios: Viele Freie Radios haben sich von Pirat_innenradios über basisdemokratische Projekte zu hierarchisch organisierten Providern ehrenamtlich bereitgestellter Inhalte entwickelt. Inwieweit ist die innere Strukturiertheit, Demokratie und Transparenz wichtig oder obsolet?
Für mich steckt im Gründungsgedanken der österreichischen Freien Medien ein utopischer Auftrag, den es weiterzutragen gilt: höchstmögliche Demokratie und Transparenz für ProduzentInnen. Beteiligung an den Eigentumsverhältnissen der Organisationen: das Radio, das TV gehört den Menschen.
Wer dies vergisst, untergräbt ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal unserer Szene zu privat-kommerziellen Unternehmen mit „Social-Media Strategies“. Deren UserInnen-Beteiligung spart Kosten für journalistische Arbeit ein, Gewinne und Entscheidungsrechte werden hingegen nicht mit den Beteiligten geteilt. Resultat ist Ausbeutung von Engagement.
Für die Betriebe der Freien Medien mit angestellten MitarbeiterInnen hingegen gelten unternehmerische Prinzipien. Professionalität, Effizienz, Serviceorientiertheit und Ähnliches stehen im Mittelpunkt. Hierarchie per se ist nicht böse. Dafür soll adäquate Bezahlung, Sicherheit, Karriere und betriebliche Mitbestimmung geboten werden.
Der Mix der Radiofabrik aus Demokratie und betrieblicher Schlagkraft hat sich bewährt, und wird auch weiterhin wichtig bleiben.